Das Foto zum Wochenende und seine Geschichte

Die R-Frage… Freitagabend, 21.00 Uhr. Besuch beim schwedischen Möbelriesen. Auf der Suche nach diversen Küchenutensilien ließ ich es mir nicht nehmen, einmal durchs Haus zu schlendern. Es war voll, die blaugelben Engel überlastet. Beim Gang durch die Reihen stolperte ich immer wieder über eine Zahl, sie war mir vorher nie aufgefallen. Neunundfünfzig. Ein gutes Dutzend mal blickte ich auf immer diesen einen Preis. Ob beim Schreibtisch, bei der Küchenlampe, dem Teppich oder dem Bücherregal. Neunundfünfzig. Irgendwann war mir auch klar, warum. Es war der fortwährende Gedanke an meine Kollegin Mechthild Römer, die in der nächsten Woche eine neue Dekade ihres Lebens erreichen wird…

Wenn das kein Grund ist, einen Moment inne zu halten und ihr die 59 genauso zu widmen, wie das Foto der Woche. Die Geschichte zum Foto müsste dieses mal ein kleiner Roman werden. Mechthild ist nämlich seit nahezu vierundzwanzig Jahren eine der Stützen meiner Buchhandlung, wegen derer ich immer beneidet werde. Zuverlässig und sympathisch (eigentlich wäre der Begriff herzlich angemessener), beliebt und belesen gleichermaßen. Wir haben beide gemeinsam die Anfangsjahre der kleinen Buchhandlung in der Grafenstraße überstanden und den Grundstein gelegt zu dem, was Schmitz, die Buchhandlung heute ausmacht. In all der Zeit habe ich Sie niemals missmutig erlebt. Jeden Kunden nimmt sie ernst, die meisten nennt sie beim Namen und das ist nur ein kleiner Beweis ihrer großartigen Gedächtnisleistung. Tausende von Titeln hat sie obendrein in ihrem Kopf abgespeichert, abrufbar zu jeder Zeit. Kaum auszumalen, was für ein Potential verschwindet, sollte Mechthild in ein paar Jahren andeuten, sie würde es jetzt ein wenig ruhiger angehen lassen und in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Was dann passiert, kann ich Ihnen genau sagen:

ICH WERDE ES IHR GANZ EINFACH VERBIETEN!

Wo kämen wir denn hin, wenn jeder kommen und gehen könnte, wann er/sie es möchte. Und überhaupt, was soll denn schon Rentenalter bedeuten? Wenn ich mir meine Kollegin nämlich so von der Seite anschaue (was ich gelegentlich tue), stelle ich fest, ihre biologische Uhr tickt sowieso völlig anders, will sagen, sie geht um Jahre nach. Frisch und jugendlich betritt sie »ihren« Laden jeden Morgen und verlässt ihn immer noch fröhlich, wenn ich schon lange die Segel streiche. Und da spielt es auch überhaupt keine Rolle, dass es 5n der nächsten Woche klick macht und aus der 59 eine 60 wird.

Selbstverständlich gratuliere ich an dieser Stelle noch nicht. Das gehört sich so. Aber von ganzem Herzen alles Gute wünschen – bestimmt auch im Namen aller, die bei uns arbeiten und sicherlich auch im Namen der meisten Kunden, die bei uns ein und ausgehen, das darf ich schon.

Und, liebe Mechthild, solltest du in fünf Jahren irgendeinen Anlauf machen und die R-Frage in den Raum werfen:

VERGISS ES EINFACH!