ARTE-KrimiWelt-Bestenliste September 2010

Rund 700 neue Kriminalromane erscheinen pro Jahr in Deutschland. Selbst ausgefuchste Leser (und auch wir…) verlieren angesichts dieser Masse den Überblick. Orientierung bietet die KrimiWelt – Bestenliste von DIE WELT, ARTE und NordwestRadio. Und wir freuen uns sehr, dass wir Ihnen diese Liste als Leseanregung präsentieren dürfen.

Monat für Monat werden auf der Liste die zehn spannendsten, am besten geschriebenen und thematisch ausgefallensten Kriminalromane vorgestellt.

Der Jury kommt es auf Qualität an. Monatlich wählen 17 auf Kriminalliteratur spezialisierte Literaturkritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus der Masse der Neuerscheinungen die zehn Titel aus, denen sie besonders viele Leser wünschen.

Die KrimiWelt-Bestenliste wird jeweils am letzten Wochenende des Monats gleichzeitig in der »LITERARISCHEN WELT«, der Literaturbeilage der Tageszeitung DIE WELT, in den Literatursendungen des NordwestRadios und bei ARTE im Internet vorgestellt.

Klicken Sie einfach auf den Titel und Sie gelangen zu den ausführlichen Rezensionen der KrimiWelt-Jury.

1 (1) Richard Price: Cash
Aus dem Amerikanischen von Miriam Mandelkow
S. Fischer, geb., 524 S., 19,95 €

Drei Männer werden nachts in der Lower East Side von zwei dunkelhäutigen Jugendlichen überfallen. Einer der drei wird erschossen, die Täter fliehen. Der Hauptzeuge, Eric, verstrickt sich bei der Polizei immer tiefer in Widersprüche. Detective Matty Clark kommen jedoch bald Zweifel an seiner Schuld.

2 (4) Dominique Manotti: Letzte Schicht
Aus dem Französischen von Andrea Stephani
ariadne im Argumentverlag, TB, 256 S., 12,90 €

In der Bildröhrenfabrik von Daewoo im lothringischen Pondange häufen sich die Betriebsunfälle. Als obendrein die beliebte Kollegin Rolande Lepetit entlassen und die Prämienzahlung verweigert wird, geht die Belegschaft auf die Barrikaden. Doch der wilde Streik läuft aus dem Ruder bis ein verheerendes Feuer ausbricht. Unterdessen tobt in Paris der Kampf um die Privatisierung des Elektronik- und Rüstungskonzerns Thomson. Als der kleinere Bewerber Matra-Daewoo überraschend den Zuschlag erhält, holt Konkurrent Alcatel zum Gegenschlag aus. Ein Krisenstab soll kompromittierendes Material über Matra-Daewoo sammeln mit allen Mitteln. Da kommen die Ereignisse in der lothringischen Fabrik wie gerufen. Man schickt den Privatdetektiv Charles Montoya nach Pondange, den seine Ermittlung zu Rolande Lepetit und zu explosiven Entdeckungen führt.

3. (-) Jenny Siler: Verschärftes Verhör
Fischer TB , 311 S., 8,95 €

Afghanistan, Militärgefängnis Bagram: Jenny Silers Politthriller kommt der Wahrheit gefährlich nahe.
Kat Caldwell hat als Arabisch-Expertin Gefangene im afghanischen Bagram verhört. Sie erhält den Befehl, einen ehemaligen Häftling zu finden. Der Junge soll Kontakt zu Terroristen haben. Doch als ein britischer Soldat ermordet wird, der zu einem Todesfall im Militärgefängnis Bagram aussagen wollte, schöpft Kat Verdacht: Geht es bei ihrem Auftrag in Wahrheit um die Vertuschung von Folter und die Beseitigung eines Zeugen?

4 (8) Giancarlo de Cataldo: Romanzo Criminale
Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl
FolioVerlag, geb., 576 S., 24,90 €

Rom in den 1970er und 1980er Jahren: Eine Gruppe Jugendlicher aus den Elendsvierteln – die Magliana-Bande – steigt in großem Stil in das Geschäft mit Rauschgift, Prostitution und Glücksspiel ein. Binnen Kurzem kontrolliert sie den Drogenmarkt der italienischen Hauptstadt. Staat und Mafia werden gleichermaßen auf sie aufmerksam, protegieren und instrumentalisieren sie. Dieser Thriller kennt keinen Kommissar, der für Recht und Ordnung sorgt, sondern nur die beunruhigende Gewissheit, dass das politische System nicht weniger kriminell ist als jenes derer, die morden und stehlen.

5. (-) Garry Disher: Rostmond
Aus d. Engl. v. Peter Torberg
Unionsverlag, geb., 349 S., 19,90 €

Scharen von Schulabgängern fallen zum Feiern ihres Abschlusses auf der Peninsula ein, und die Polizei von Waterloo hat alle Hände voll zu tun. Als wäre das nicht genug, halten zwei schwere Verbrechen Hal Challis und Ellen Destry in Atem: Der Inspector und seine Kollegin müssen den brutalen Überfall auf den Kaplan einer Privatschule und den Mord an einer jungen Frau untersuchen, die sich für den Erhalt eines Fischerhäuschens einsetzte. Zusätzlicher Druck wird von einem bekannten Politiker ausgeübt, der mit der Polizei noch eine Rechnung offen hat. Dass Hal und Ellen seit Neuestem ein Liebespaar sind, macht die Sache nicht gerade einfacher und verstößt obendrein gegen das Polizeireglement.

5. (-) Jo Nesbø: Headhunter
Aus d. Norweg. v. Günther Frauenlob
Ullstein Verlag, kt., 256 S., 14,95 €

Auf einer Vernissage lernt Brown den Holländer Clas Greve kennen. Greve scheint ihm die perfekte Besetzung als Geschäftsführer eines GPSUnternehmens. Die Männer kommen ins Geschäft, und so erfährt Brown, dass Greve einen lange verloren geglaubten Rubens besitzt. Am nächsten Tag stiehlt Brown das wertvolle Gemälde. Doch Greve erweist sich als hartnäckiger Gegner. Eine gnadenlose Verfolgungsjagd beginnt.

6. (-) Richard Stark: Irgendwann gibt jeder auf
Zsolnay Verlag, kt., 269 S., 16,90 €

In Palm Beach, Stadt der Superreichen und der Polizisten, will Parker im Alleingang einer Bande ehemaliger Kumpel das Geschäft vermasseln. Sie wollen an den Schmuck, der bei einem Wohltätigkeitsfest versteigert werden soll. Eine Frau, die Parker auf die Schliche kommt, verdirbt ihm beinahe seinen nahezu perfekten Plan. Im neuen Thriller von Richard Stark, dem Kult-Krimi-Autor aus den USA, führt Parker, der einsame Wolf, einen Kampf an drei Fronten. Am Ende sind es – aparte Variante – die Bullen, die ihn retten.

7. (-) Jussi Adler-Olsen: Schändung
dtv, 540 S., 14,90 €

Ein Leichenfund in einem Sommerhaus in Rørvig. Zwei Geschwister sind brutal ermordet worden. Der Verdacht fällt auf eine Gruppe junger Schüler eines exklusiven Privatinternats, die für ihre Gewaltorgien bekannt sind. Einer von ihnen gesteht.
Zwanzig Jahre später. Nachdem Carl Mørck aus dem Urlaub zurückkommt, stößt ihn sein Assistent Assad mit der Nase auf die verstaubte Rørvig-Akte. Doch von oberster Stelle werden ihnen weitere Ermittlungen verboten. Carl und Assad ist klar, dass hier etwas zum Himmel stinkt: Die Spuren führen hinauf bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft, in die Welt der Aktienhändler, Reeder und Schönheitschirurgen – und sie führen ganz weit nach unten, in die Abgründe der Gesellschaft, zu einer Obdachlosen: äußerlich hart wie Granit, doch mit einer blutenden Seele …

8 (3) Derek Nikitas: Scheiterhaufen
Aus dem Amerikanischen von Jens Seeling
Seeling Verlag, PB, 368 S., 15,00 €

Luc ist ein rebellisches Mädchen und wird in einer Woche sechzehn. Doch ihre Jugend endet jäh auf dem Parkplatz eines Shoppingcenters, als sie mit ansehen muss, wie ihr Vater bei einem missglückten Raubüberfall erschossen wird. Der Mörder kann fliehen, aber die Tat entfacht ein Inferno, das die Frauen zu verschlingen droht, die mit ihr in Berührung kommen: Eine Mutter, deren Leben zunehmend in Dunkelheit versinkt, eine schwangere Rockerbraut, die sich nach Schutz und Geborgenheit sehnt, eine zähe Polizistin, die von ihren eigenen Dämonen verfolgt wird, und Luc selbst, gefangen von der Gefahr und der Gewalt, die sie umgibt.

9. (-) Frank Göhre: Der Auserwählte
Pendragon Verlag, kt., 258 S., 9,95 E

Eloi, Der Auserwählte ist gelinkt worden. Nun schuldet er David Geld. Drogengeld. Der illegal in Hamburg lebende Afrikaner gerät mächtig unter Druck. Und plötzlich ist Eloi verschwunden. Gekidnappt. Welche Rolle spielt Elois Mutter bei dem Verbrechen? Liegt der Schlüssel zur Aufklärung in ihrer bewegten Vergangenheit, die sie Ende der 80er Jahre auf eine kanarische Insel führte? Auf der Sonneninsel herrschte ein genialer Erzieher über eine Gruppe höriger Anhänger. Und Elois Mutter war seine Gespielin. Jetzt geht es um Geld um sehr viel Geld. Aber auch um Gerechtigkeit, Schuld und Sühne aus scheinbar längst vergangener Zeit…

(In Klammern finden Sie die Vormonatsplatzierung.)

ÜBER JURY UND ENTSCHEIDUNGSFINDUNG DER KRIMIWELT-BESTENLISTE
Die Jury der KrimiWelt-Bestenliste besteht aus 17 Kritikerinnen und Kritikern, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz über Kriminalliteratur berichten. Einmal im Monat benennt jedes Mitglied vier aktuelle Kriminalromane und bewertet sie mit 7, 5, 3 oder 1 Punkten. Neben der Gesamtpunktzahl pro Titel wird berücksichtigt, wie viele Kritiker in einer Abstimmungsrunde für dasselbe Buch votiert haben. Jeder Kritiker darf insgesamt drei mal für das gleiche Buch stimmen. Voten für Bücher, an deren Produktion oder kommerzieller Verbreitung der Kritiker beteiligt ist, sind ausgeschlossen. Zwischen Kriminalromanen in der Originalsprache Deutsch und Übersetzungen wird kein Unterschied gemacht.
(Quelle: arte.tv)