Das Foto zum Wochenende und seine Geschichte

Graffiti… Sie begegnen uns auf Schritt und Tritt. An Hauswänden, auf Trafohäuschen, keine Mauer ist vor ihnen sicher, sie machen nicht halt vor Bus oder Stadtbahnen. Sie gehören zu unserem Alltag dazu: Graffitis. Für den einen sind sie Kunst im öffentlichen Raum, für viele andere schlicht Vandalismus. Laut Wikipedia bringen Deutsche jedes Jahr rund 500 Milionen Euro auf, um sich vor Sprayern zu schützen oder an die Wand gesprühtes wieder zu entfernen. Eine stolze Summe…

Auf meinen Touren quer durchs Revier begegnen sie mir noch viel öfter. Unter entlegensten Brücken, in düsteren Hofeinfahrten, in unzugänglichen Tunneln. Manchmal – staune ich nicht schlecht – sind es Kunstwerke die Dutzende Quadratmeter groß sind. Am Kreuz Kaiserberg unter der A40 entdeckte ich ein Graffiti mit drei mal bestimmt achtzehn Meter Ausmaßen. Wunderbar gestaltet und getaggt von mindestens sechs, sieben Sprayern. Und plötzlich drehte ich die Medaille um. Natürlich mag das Entfernen solcher Bilder Millionen verschlingen. Aber was ist mit dem Erstellen? Wer einmal im Bauhaus eine Spraydose Silberlack gekauft hat, weiß, was so eine Dose kostet. Und er weiß auch, wie schnell so eine Dose wieder leer ist. Ein Dutzend mal pscht, pscht und das war’s. Hab ich selbst erlebt, als ich als Jugendlicher mein Fahrrad mal in fetziges gelb/rot umgespritzt habe.

Von einem Freund, der einen Sohn in der Sprayerfamilie vermutet, weiß ich, dass die im Dunkeln agierenden Graffti-Künstler eine eingeschworene Gemeinde sind. Deshalb ist es wohl auch für die Polizei so schwierig, in dieser Szene zu ermitteln.

Die Leute müssen ja offenbar über ein nicht unbeträchtliches Barvermögen verfügen. Wer weiß, vielleicht würden ja Bauhaus, Hellweg und Co. finanziell am Boden liegen, hätten sie nicht so einen riesigen Sprühdosenabsatz. Der eine oder andere Farben-und Lackeladen hätte die Pforten sicher längst geschlossen. Ob der gemeine Sprayer dort mit Kundenkarte bezahlt? Oder gar Rabatt erhält? Und, sollten wir diesen Wirtschaftsankurblern etwa deshalb dankbar sein? Nein! Aber bei all der Farbenpracht auf grauen Mauern finde ich, dass man ruhig ein Auge zudrücken könnte.