Das Foto zum Wochenende und seine Geschichte

Gedächtnislücke… Die Rhein-Anrainer werden mir wahrscheinlich nicht verzeihen, wenn ich gestehe, die Orientierung verloren zu haben. Aber – verflixt – ich weiß einfach nicht mehr in welchem kalten, nebligen und vor allem komplett geschlossenen Dorf (immerhin mit Aussicht auf den Vater aller deutschen Flüsse) wir gewesen sind. Unkel? Hönningen? Leutersdorf? Nur soviel: acht Kneipen, ein Cafe und mindestens sechs Hotels, wenn ich richtig gezählt habe – alle hatten geschlossen…

Das wollten wir einfach nicht glauben. Wir gingen deshalb trotz müder Beine und hungriger Mägen dreimal durch den Ort. Nein, geirrt hatten wir uns nicht, alles zu! Unsere letzte Hoffnung war das erste Hotel am Platze, es hatte in seiner langen Geschichte sicherlich schon bessere Tage gesehen, aber hier waren wenigstens die Fenster nicht verbarrikadiert, hier klebte lediglich ein handgemaltes Schild an der Tür mit dem Hinweis auf den Montag, der IMMER Ruhetag sei. Wir suchten den Hintereingang, nachdem wir vergeblich am Haupttor gerüttelt hatten.

Und tatsächlich, nach zweimal schellen öffnete ein mittelalter Herr die Tür und ließ uns herein mit der Ankündigung: »Zu Essen jibtet abber nischt.« (Ich kann so schlecht Mundart verschriftlichen, aber so ungefähr hat es geklungen.) Der Mann wurde aber schnell weich als er unsere heruntergeklappten Kinnläden sah.

»En Bierschen un en Schnittschen kann isch mache und später dann en strammen Max oder vielleicht en Steak mitten paar Fritten. Dat jeht auch noch.«

Die Schnittchen kamen sofort, Kaffee dazu und für meinen Begleiter zwei Bier. Für die Steaks mit Pommes heizte unser Gastgeber sogar die gute Stube. Als wir ihm gestanden, dass wir am Abend unbedingt noch den dritten Teil der Millenium-Trilogie im Fernsehen anschauen wollten, ließ er extra zwei Zimmer mit »gescheiten Fernsehern« herrichten. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Ein Zimmer aus den 60er Jahren und in der Ecke grinste die Neuzeit in Form eines Flachbildschirmes.

Es wurde ein sehr schöner Abend, den ich dann letzlich mit mir verbrachte, satt, warm und draußen tuckerte leise, leise die Rheinschiffe am Ort vorbei. Und jetzt fällt mir auch der Name wieder ein. Es war tatsächlich Leutersdorf.