Mein Dezember, Teil 11

Winter I

War das nicht ein schöner Wintertag? Vergeben und vergessen, dass am Morgen die Heizung ausgefallen war. Die gefrorenen Finger wärmte ein Tee, den uns die Kollegin gleich literweise kochte, die milchig-matte Sonne tauchte die Grafenstraße in wunderbar mildes Licht und entschädigte fürs Bibbern. So kann es noch lange bleiben.

Ich schaffte heute Morgen vor dem Schnee schaufeln die ersten drei Schlindermeter mit nur einem Anlauf und freue mich später auf den allabendlichen Gang mit der Kiepe zum sorgsam gestapelten Holz. Zu sehen, wie der Winter sich durch den Stapel frisst, gehört für mich ebenso zu den erfreulichen Alltagstätigkeiten, wie das Füttern des Ofens mit trockenen Buchenscheiten, damit das Feuer auch ja nicht erlischt.

Es muss ja nicht gleich wieder so heftig werden, wie im vorletzten Jahr. Schnee auf Schnee. Damals weckte mich meine Partnerin an Heiligabend laut fluchend, weil sie das Auto des Nachbarn freigeschaufelt hatte. Das vielstimmige Schrappen der Eiskratzer am frühen Morgen ist für mich allerdings eine sehr schöne Melodie. Der Grund dafür ist ein einfacher: Ich bin der einzige in unserer Straße, der ein Auto mit Standheizung hat. Auf den nächsten Morgen programmiert, sorgt sie dafür, dass ich fröhlich pfeiffend in meinen sauber abgetauten, warmen Wagen steigen und meinen fleißigen Nachbarn leise lächelnd einen guten Morgen zunicken kann. In aller Regel grüßt keiner zurück.
ts