Jean-Michel Guenassia, Der Club der unverbesserlichen Optimisten

Was soll man von einem Buch erwarten, dessen Titel so lautet? Zumal man dieses romantische Titelbild vor Augen hat und laut Einband eine Geschichte über Paris, die bewegten 50er und 60er Jahre dieser Stadt und ebenso die Zerrissenheit der Gesellschaft zu erwarten hat. »Drama« ist das große Wort, das mir da in den Sinn kommt. Umso verwirrender ist es dann, kein Drama vorzufinden…

Die Geschichte plätschert dahin, konstant erzählt von dem jungen Michel Marini. Man lernt seine Schule, sein Elternhaus und seine Freunde kennen und ist eben auch live dabei, als Michel zum ersten Mal das verrauchte Hinterzimmer betritt in dem der Club der unverbesserlichen Optimisten tagt: Eine Gruppe von intellektuellen Immigranten, meist aus dem Osten oder aus Deutschland, die Schach spielen und für sich beschlossen haben, trotz all ihrer Schicksale und Probleme Optimisten zu bleiben. Soviel zum groben Gerüst.
Der Erzähler versteht es nun auf grandiose (!) Weise ihre Einzelschicksale zu beleuchten, verfolgt jedoch auch immer die aktuelle Geschichte und verwebt diese beiden Erzählebenen zu einem großen Gesamtbild. Alles passt. Und alles passt immer!
Die Ereignisse können noch so erschütternd sein, man liest interessiert, verfolgt mit. Aus der Vogelperspektive beobachtet man den langsamen Zerfall von Michels engstem Umfeld und erkennt: das alles gehört zu Michels Erwachsenwerden, das alles gehört zu der bewegten Zeit und zu dieser bewegten Stadt. Aber auch weiterhin war ich verwirrt: wo war das greifbare Drama? Das aber wartet bis ganz zum Schluss…

Ein tolles Buch!

Der Klick auf das Buchcover führt direkt zu einer kleinen Leseprobe…

Jean- Michel Guenassia
Der Club der unverbesserlichen Optimisten
Insel Verlag

Bei uns erhältlich oder bestellbar in unserem Onlineshop.

(Nicole Steinsiepen)