Mein Dezember, Teil 6

Schnee I

 

Heute war es wieder soweit… Der erste Schnee bedeckte mein Auto. Und prompt erinnerte ich mich an einen Abend im Dezember, der drei Jahre zurückliegt. Aufmerksame schmitzkatze-Leser wissen, dass ich nicht die routinierteste Autofahrerin war, denn mein erstes Auto hatte ich mir gerade einmal ein halbes Jahr zuvor gekauft.

 

An diesem Abend im Dezember fing es kurz vor Feierabend leicht zu schneien an. Ich wollte nach Hattingen, überlegte nach dem ersten Schlittern, welcher Weg am ehesten gestreut sein würde und entschied mich dazu, der Buslinie zu folgen. Alles klappte prima, bis die Ampel am Ende einer Steigung auf Rot sprang. Ich stand irgendwo in der Mitte am Berg, alle fuhren an, nur mein Wagen wollte nicht. Sämtliche Tipps aus lange vergangener Fahrschulzeit kamen mir in den Sinn, aber mein Auto streikte. Ich konnte den Wagen noch auf einen freien Parkstreifen lenken und das war’s. Ich telefonierte, um mich abholen zu lassen und freute mich darauf, in einer halben Stunde wieder im Warmen zu sitzen. Während ich mir im Auto ein Buch schnappte und bedauerte, keine Kamera dabei zu haben, schneite es immer heftiger. Die nächsten Autos gaben an der Steigung auf, manche gelangten noch an den Fahrbahnrand, andere blieben auf der Straße stehen. Alle paar Minuten betätigte ich den Scheibenwischer, um das Treiben draußen zu beobachten. Neben mir stand ein Audi. Am Steuer ein Mann, bei ihm drei Frauen. Auch er rutschte und kam nicht weiter. Also: Schieben! Der Fahrer schickte die drei Frauen hinaus in den Schnee – in nicht gerade wintertauglichem Schuhwerk… Unnötig zu sagen, dass die Damen schnell aufgaben!

Nach über zwei Stunden und einem durchgelesenen Buch wurde ich aus dem komplett eingeschneiten Auto »befreit« und sah das ganze Chaos. Was für ein surrealer Anblick: Auf der ganzen Straße standen Autos kreuz und quer – getaucht in dieses wunderbare behagliches Schneelicht… (sr)