Mein Dezember, Teil 4

Allgemeinbildung

Es ist viele Jahre her und geschah wenige Tage vor Weihnachten. Mein Freund Gereon Buchholz, Redakteur der Werdener Nachrichten, bat mich, für ihn einen kleinen Fototermin zu übernehmen, da ich der einzige sei, der mit seiner Minolta klar käme. Um 16.00 Uhr, so briefte er mich, käme zur Ludgerus-Basilika der frisch ernannte Bischof Luthe, um eine kleine Führung durch die Kirche zu erhalten. Ich sollte ein paar Fotos machen, Herrn Luthe sozusagen ins rechte Licht rücken.

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Mein Dezember, Teil 3

Kalte Hände

Montagmorgen, kurz vor acht. Ich ziehe die Haustür hinter mir zu und halte mich links, Richtung Frankenstraße. Die Kälte schleicht unter meine Jacke. Die Temperatur musste über Nacht ordentlich gesackt sein. Ich setze einen Fuß vor den nächsten und fluche. Im letzten Winter war alles noch so einfach, alles so klar strukturiert.

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Mein Dezember, Teil 2

It’s snowing on my piano

Nach zwei langen spannenden Stunden verabschiedete sich Siggi Loch von mir. Aber noch im Hinausgehen hielt er mich zurück: „Sagen Sie mal, was hören Sie eigentlich, wenn Sie Weihnachten Musik hören? Da muss es doch was geben!“

Der große Plattenmacher, der Erfinder von ACT, kramte in einem schmalen Schrank und drückte mir eine CD in die Hand.

Mein Dezember, Teil 1

 

Langsamkeit

Als Kind hatte ich eine ganz große Stärke: Langsamkeit. Wenig konnte mich aus der Ruhe bringen. Immer habe ich erst abgewägt. Zum Beispiel ob ich mir einen Riegel Schokolade schnell in den Mund stopfen sollte und damit meinen Anteil an der ganzen Tafel sicherte oder ob ich doch vielleicht so lange wartete, bis meine Geschwister ihre Schokolade längst aufgegessen hatten und ich sie dann mit genüsslichen Schmatzen zur Weißglut bringen konnte.

 

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Anne Tyler, Verlorene Stunden

Einmal verwitwet, einmal geschieden und Vater von drei Töchtern, die ihr eigenes Leben führen. So lautet die Lebensbilanz von Liam Pennywell, als er mit sechzig Jahren arbeitslos wird. Der studierte Philosoph hatte in den letzten Jahren an einer Privatschule in Baltimore Fünftklässler unterrichtet und beschließt nun vorzeitig in Rente zu gehen. Liam zieht in eine kleinere Wohnung und möchte dort in seinem Schaukelstuhl sitzen und ungestört über den tieferen Sinn der Dinge nachdenken. Doch in seiner ersten Nacht in der neuen Wohnung wird er überfallen…

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Donald Ray Pollock, Das Handwerk des Teufels

Es gibt Geschichten, die ein Amerikaner schreibt, damit Fremde, die sie lesen, nie den amerikanischen Kontinent betreten. Na ja, das stelle ich mir zumindest manchmal vor. Bei »No Country for Old Men« zum Beispiel oder bei »Winters Bones«. Alles ist düster, nichts – fast nichts – geht gut und das Böse ist einfach banal. »Das Handwerk des Teufels« ist auch so ein Buch…

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Olga Grjasnowa, Der Russe ist einer, der Birken liebt

Die Protagonistin Mascha ist 19 Jahre alt und lebt in Frankfurt am Main. Sie ist Aserbaidschanerin, Jüdin und sehr selbstbewusst. Schon sehr früh machte sie die Erfahrung von Sprachlosigkeit in der Fremde. Sie ist ein intelligentes Mädchen, spricht fünf Sprachen fließend, studiert und ihr größter Wunsch ist es, Dolmetscherin zu werden.

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